Politische Subjektivität und Territorialisierung scheinen in jüngsten deutsch- und englischsprachigen Debatten oft voneinander getrennt diskutiert zu werden. Wir schlagen in diesem Artikel einen neuen, auf lateinamerikanischen Debatten basierenden Ansatz vor, um Subjekte und Territorien als relational zu verstehen: Subjekte werden in sozialen Prozessen der Territorialisierung (de)stabilisiert, während Territorien in Prozessen der Subjektbildung (de)stabilisiert werden. Wir stellen das Konzept territoriale Subjektivierung vor und zeigen anhand von Beispielen aus der Literatur, wie diese in Berlin, Buenos Aires und Dresden entstehen. Es geht demnach um Subjekt-werden und Territorialisierung, sowohl bei progressiven sozialen Bewegungen wie auch bei extremen Rechten. Dabei legen wir den Fokus auf den Prozess, also auf dem Werden von Subjekten und Territorien gefasst als territoriale Subjektivierung. Die prinzipielle Offenheit dieses Prozesses ist entscheidend für den vorgeschlagenen konzeptionellen Link zwischen politischer Subjektivität und Territorialisierung, denn sie unterstützt eine differenzierte Lesart sozio-territorialer Kämpfe in verschiedenen geografischen Kontexten.
Schwarz, Anke und Monika Streule (2024) Territorial subjectivities. The missing link between political subjectivity and territorialization. Progress in Human Geography 48.3, 275–291. DOI: 10.1177/03091325241228600